Fotografie meets Nachgedacht: World Photography Day

Der Zwetschgenmann hat mich mit seinem Beitrag und seiner Galerie zum World Photography Day dazu inspiriert, mir ein paar Gedanken dazu zu machen, was Fotografie für mich bedeutet und wie aus einem Hobby, dem ich in der Regel nur auf Reisen nachging, eine alltägliche Leidenschaft geworden ist.

Gehen wir erstmal weit zurück in die Zeit meiner Jugend. Auch aus dieser Zeit habe ich noch unzählige quadratische Fotos, die ich z. B. auf Klassenfahrten oder im Urlaub mit einer Kleinbildkamera (?) geschossen habe. Ich hätte aber niemals behauptet, dass Fotografie ein Hobby ist – sie war einfach eine Möglichkeit, Erinnerungen bildlich festzuhalten. Die „richtige“ Fotografie überließ ich denjenigen in meiner Familie, die das – auch handwerklich – besser konnten: meinem Vater und meinem älteren Bruder (ich habe euch unter Lieblingsorte #18 ein paar seiner Fotos von unserer gemeinsamen USA-Reise 1990 gezeigt, auf der ich überhaupt keine Fotos machte – er konnte das ja viel besser und hatte auch gutes Equipment).

Wenn ich mich recht erinnere, habe ich mir dann vor meinem Sommerjob im Mount Rainier National Park (1994), doch eine recht einfach zu bedienende (natürlich noch analoge) Spiegelreflexkamera gekauft und durch meinen etwas mehr als zweimonatigen Aufenthalt am Mt. Rainier nicht nur meine Liebe zum Wandern, sondern auch zum Fotografieren entdeckt. Ich habe in den folgenden Jahren dann auch immer vergleichsweise viel fotografiert, bei größeren Reisen dann auf Dia – schon allein weil diese günstiger in der Entwicklung waren. (Im Herbst werde ich mich mal schlau machen, wo ich die ganzen Dias mal digitalisieren lassen kann.) Und so fotografierte ich recht lange noch mit meiner analogen Spiegelreflex – vorwiegend im Automatikmodus, weil ich von Belichtung, Blende und Co. immer noch keine Ahnung hatte.Als ich dann 2005 – ein Jahr nach dem Ende meiner Ehe – nach München gezogen war und 2006 einen neuen Freund hatte, schenkte dieser mir eine kleine, einfache Digicam von Kodak, damit ich meine große, schwere Kamera nicht immer mitschleppen musste (z. B. auf die Klassenfahrten). Von nun an fotografierte ich noch einige Jahre parallel – so ganz wollte ich auf Tele- und Makroaufnahmen nicht verzichten. So gibt es z. B. von meinen Norwegen-Reisen 2007 und 2008 sowohl digitale, als auch analoge Fotos. Ich begann auch, meine neue Heimat fotografisch festzuhalten, wie z. B. meinen Lieblingsort #10.

Erst 2015 dann kaufte ich mir meine erste digitale Bridge-Kamera in Vorbereitung auf die USA-Reise mit meiner Nichte/Patentochter. Seitdem hat sich die Fotografie zu einer echten Leidenschaft entwickelt, und ich muss mich manchmal dazu zwingen, die Kamera (seit einem Jahr die Panasonic Lumix DC-FZ10002) auch mal zu Hause zu lassen. Was mich sicherlich zusätzlich beflügelt hat, ist die Tatsache, dass ich über den Blog (und inzwischen auch über Twitter) auch Möglichkeiten habe, meine Fotos mit anderen zu teilen. Wem habe ich früher meine Fotos gezeigt? Höchstens der Familie und gegebenenfalls Freund*innen. Da ich auch nie gedacht hatte, dass meine Bilder über den Wert von Erinnerungsstücken für mich hinausgehen würden, hat mein Blog es nun plötzlich möglich gemacht, dass ich von völlig fremden Menschen Feedback bekommen konnte. So richtig ging das dann mit meiner A Picture a Day-Reihe „live“ vom USA-Trip los, durch die ich auch eine Reihe neuer Follower bekommen habe, die durch die Fotos auf meinen Blog gestoßen waren. Vorher hatte es ab 2014 nur ganz vereinzelt Beiträge gegeben, in denen auch Fotos zu sehen waren (z. B. Ein Fangirl in London oder Ein Fangirl im Ruhrpott).

2015 jedoch brachte neben den Bildern aus den USA auch Beitragsreihen, die ich zum Teil immer noch fortführe: München & More und Mit dem Fotoapparat unterwegs (verlinkt ist jeweils der erste Beitrag). Das zeigt den Wandel hin zu einem auch alltäglichem Umgang mit der Kamera. Nun gerieten nicht mehr nur spektakuläre Naturwunder oder Architektur in meinen Fokus – ich begann immer mehr auch das Schöne im Alltäglichen, ja auch im vermeintlich Hässlichen zu sehen. Ich behaupte mal, dass ich seit 2015 mein Umfeld (wieder?) viel intensiver und staunender wahrnehme, schließlich kann der Stepnwolf bestätigen, dass es kaum ein Motiv gibt, dass ich nicht spannend finde:

  • klassische Landschafts- und Naturfotografie und Urban Photography,
  • Tiere und Alltagsgegenstände,
  • moderne Architektur und Lost Places,
  • Mond und Sonne,
  • Spiegelungen und Farben,
  • Türen und Brücken,
  • Berge und Meere,
  • Schlossparks und Friedhöfe,
  • Details und die Weite des Himmels…

Dies sind nur ein paar Motiv-Kategorien, für die ich mich erwärmen kann… Etwas, in dem ich mich noch selten übe, ist das Fotografieren von Menschen. Allerdings habe ich nun doch auch schon zweimal bei Schultheaterstücken fotografiert und werde von der Schulleitung inzwischen auch angefragt, bei verschiedenen Veranstaltungen Aufnahmen zu machen. Und ich muss sagen, es tut schon sehr gut, wenn dann die stellvertretende Schulleiterin (ihres Zeichens Kunstlehrerin!) meine Ergebnisse in den höchsten Tönen lobt.

Apropos Lob: Eine der höchsten Auszeichnungen war es ja, als mein älterer Bruder, der wirklich fantastische Fotos macht und durchaus mit Kritik nicht geizt, meine Fotos vom USA-Urlaub 2015 lobte! Ich glaube, das war so der Moment, in dem ich ein ganzes Stück selbstbewusster wurde, was das Fotografieren anbelangt – auch wenn ich nach wie vor nicht viel von der Technik verstehe.

Und so hat die Fotografie auch immer mehr Raum auf meinem Blog bekommen, es kamen die Reihen „50 Shades of Bunt“, „Black & White“ und 2020 dann die wöchentliche Reihe „Himmel“ – und in diesem Jahr sind es die „Lieblingsorte“.

Fotografieren hat mich durch die Corona-Lockdowns begleitet und mich in der Erschöpfungsphase des letzten Herbst/Winter wieder aufgebaut. Meine Kamera zwingt mich sanft dazu, rauszugehen, Schritte zu machen, auch wenn ich gerade keine Lust auf Bewegung habe. „Schau dir den Himmel an!“ ruft sie dann zum Beispiel leise… Zugegebenermaßen hilft das manchmal in sehr stressigen Zeiten (oder bei strömendem Regen) auch nicht, aber ohne dieses Hobby wäre ich sicher noch stärker in Gefahr, zum Couch Potato zu mutieren.

Seitdem ich auf Twitter bin, habe ich noch eine weitere Plattform, um Fotos zu teilen (auch wenn die eigentliche Social-Media-Plattform dafür ja Instagram ist), und mache nun auch bei diversen täglichen Aktionen mit, habe auch schon an kleinen Wettbewerben teilgenommen, zwar ohne etwas zu gewinnen, aber immerhin wurden schon drei meiner Fotos beim „best of the rest“ des (seit Juli monatlichen) Wettbewerbs von Storm Hour zusammen mit der Royal Meteorological Society erwähnt (HIER habe ich über das erste Mal berichtet), und der Kreis derer, die meine Fotos sehen, hat sich noch stärker erweitert.

Und dann war meine Fotoreihe „Lieblingsorte“ sogar Thema bei einem Foto-Podcast! 😎

Ich gebe es zu, Fotografieren macht mir noch mehr Spaß, wenn ich Feedback dazu erhalte. Im Gegensatz zu vielen Fotograf*innen auf Twitter, die entweder schon hauptberuflich fotografieren oder es wollen, will ich keine meiner Fotos verkaufen, aber ja, es wäre ein Traum, mal einige Fotos richtig gut drucken zu lassen und irgendwo auszustellen. Aber andererseits erinnere ich mich dann wieder daran, dass ich sowohl im Automatikmodus fotografiere als auch – bisher – meine Fotos im Nachhinein so gut wie nicht nachbearbeite (Ausnahme: Zuschneiden, Helligkeit und Farbe anpassen) und mich manchmal sogar der Kreativmodi meiner Kamera bediene, um schon beim Fotografieren etwa sattere Farben zu bekommen. Darf ich mich so überhaupt als ernsthafte (Hobby-)Fotografin bezeichnen? Nun, einer der Veranstalter der go2know-Fototouren sagte zu mir vor dem Waldsanatorium Schwarzeck, dass das Auge fürs Motiv das Wichtigste sei. Manchmal sehe er Fotografen mit der besten Ausrüstung, die nichtssagende Fotos produzierten, und dafür fantastische Bilder, die andere mit dem iPhone gemacht haben…

Ja, vielleicht bin ich einfach nur eine Hobby-Fotografin mit Blick für gute Motive, aber dies bin ich mit Leidenschaft!

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13 Antworten zu „Fotografie meets Nachgedacht: World Photography Day”.

  1. Avatar von LP

    Einfach toll . Wie schön, dass Du Dich hast inspirieren lassen, einen Beitrag zu verfassen und aus Deinem Fotoarchiv Schätze zu zeigen.

    1. Avatar von singendelehrerin

      Vielen Dank! Hab irgendwie gefühlt den ganzen Tag dafür gebraucht, war aber eine schöne Beschäftigung. 😊

  2. Avatar von Wortman

    Hobby-Fotografin mit Blick für gute Motive – das ist nicht nur viel wert, das ist das Plus auf dem Kaffeebecher 🙂

    1. Avatar von singendelehrerin

      Mir ist zwar der Ausdruck „das Plus auf dem Kaffeebecher“ nicht geläufig, aber ich nehme mal an, es ist was Positives… 😉

      1. Avatar von Wortman

        Das I – Tüpfelchen kennst aber, oder? 😉

        1. Avatar von singendelehrerin

          🤔🤔🤔💡

          Ja, das kenne ich. 😅

          1. Avatar von Wortman

            Schön 🙂 🙂

  3. Avatar von bullion

    Wundervolle Fotos! Hast du mal überlegt, dich auf einer dedizierten Fotoplattform (FlickR oder 500px) anzumelden? Da kommt man gut mit anderen in den Austausch, wenn man es etwas ernsthafter betreiben will. Hab es selbst allerdings schnell wieder gelassen, da es mir neben dem Bloggen zu aufwändig wurde. Ich schicke dir via Twitter aber mal den Link zu meinem alten Profil… 🙂

    1. Avatar von singendelehrerin

      Dankeschön. 😊 FlickR sagt mir immerhin was – die gibt’s ja auch schon eeeewig, oder?! Ich werde mir die beiden Plattformen mal ansehen…

  4. Avatar von Oli

    Es geht immer ums Auge und ums Herz bei der Fotografie – egal ob mit iPhone oder BridgeCam. Den frei nach Robert Capa: Wenn dein Bild nicht gut ist, dann warst du nicht nah genug dran (mit dem Herz).
    Vielen Dank für deine Geschichte!
    Lg, oli

    1. Avatar von singendelehrerin

      Herzlichen Dank für deine Worte! 😊

  5. Avatar von mannisfotobude

    Der letzte Abschnitt deines Beitrages gefällt mir sehr gut und entspricht meinen Vorstellungen !
    Hobbyfotograf zu sein finde ich toll und dabei soll es auch bleiben !

    1. Avatar von singendelehrerin

      Dankeschön, das freut mich, dass wir uns da einig sind. 🙂

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