Heute ist der 11. September, weswegen ich mein Vorhaben, relativ chronologisch meine weiteren Fotoberichte von unserem Urlaub zu veröffentlichen, durchbreche und euch zum 14. Jahrestag des Anschlags auf die Twin Towers von meinen Eindrücken beim Besuch des 9/11 Memorials und des 9/11 Memorial Museum erzählen möchte.
Wie ich schon in meinem A Picture a Day #22 erwähnt habe: Obwohl ich keine Angehörigen, Freunde oder Bekannte am 11. September 2001 verloren habe, ging mir dieser Anschlag damals unglaublich unter die Haut. Es ist eines dieser Welt-Ereignisse, bei denen (fast) jeder, der das bewusst miterlebt hat, weiß, wo er war, als er davon erfahren hat. Ich kam nach dem ersten Schultag nach Hause und schaltete erstmal – zum Abschalten – den Fernseher an. Damals habe ich tatsächlich noch „random TV“ geschaut, in dem Fall irgendeine Nachmittags-Talk-Show. Plötzlich wurde das Programm unterbrochen – das erste Flugzeug war in den North Tower geflogen, man zeigte Bilder des brennenden Turms. Wenn ich mich nicht ganz täusche, habe ich dann den Aufprall des zweiten Flugzeuges in den South Tower schon live im Fernsehen gesehen. Ich war entsetzt, konnte mich nicht mehr vom Fernseher weg bewegen. Irgendwann kam mein damaliger Mann nach Hause, auch er war mit mir zusammen schon auf dem World Trade Center gestanden… Als dann der erste Turm – und später noch der zweite – in sich zusammenfiel, habe ich zehntausende Tote erwartet. Dann auch noch der Anschlag auf das Pentagon und der Absturz von United Airlines Flight 93… Der Schock saß tief. Und dann war da die Angst: Wie würde Bush darauf reagieren? Welche Folgen würde dieser Anschlag auf die ganze Welt haben? Und so saß ich die nächsten Tage in jeder freien Minute vor dem Fernseher und verfolgte die Rettungs- und Aufräumarbeiten, die Reaktionen aus aller Welt. Ich fühlte mich numb, mir kamen auch immer wieder Tränen.
Und so war es mir ein tiefes inneres Bedürfnis, das 9/11 Memorial zu besuchen. Schon die veränderte Skyline vom Boot aus zu sehen, hatte mich zutiefst berührt.
Also fuhren wir am nächsten Tag als erstes zum World Trade Center – um auf dem Memorial Plaza auf Menschenmassen zu treffen. Gut, nicht so viele, wie am Times Square, aber doch so, dass man sich einen freien Platz rund um die zwei Wasserbecken, die die „Fußabdrücke“ der beiden Türme darstellen sollen, suchen musste. Wasserfälle fallen an allen vier Seiten 9 Meter in die Tiefe, in der Mitte läuft das Wasser ab. Um die Pools herum wurden 400 Bäume (White Oaks) gepflanzt. Außerdem gibt es noch den „Survivor Tree“ (ein callery pear tree), der tatsächlich den Anschlag überlebte, wieder aufgepäppelt wurde und dann auf den Memorial Plaza gepflanzt wurde. Leider mussten sich auch da ständig Menschen davor fotografieren, sodass ich kein gutes Foto von ihm habe.
Rund um die Becken sind die Namen aller Toten – von den Anschlägen auf das WTC 1993 und 2001 und auch vom Anschlag auf das Pentagon und der Toten des Fluges 93 – in eine Kupferumrandung eingraviert.
Ich bin um beide Becken herumgegangen und versucht, möglichst viele Namen zu lesen, um irgendwie auf diese Weise den Toten zu gedenken. Leider hat sich in die Trauer bald eine körperlich spürbare Wut gemischt, nämlich als ich immer wieder sah, wie Pärchen oder Familien lächelnd oder gar lachend vor den Becken posierten. Meine Nichte wurde ein paar Mal angesprochen, ob sie ein Foto von ihnen machen könnte. WHY? Warum braucht man an dieser Stelle ein solches Foto? Nach dem Motto: „Cool, beim Memorial waren wir auch, schaut mal!“ Ja, es gibt von mir ein Bild, wie ich einen Kugelschreiber am Grab von Douglas Adams niederlege, aber irgendwie ist das doch etwas anderes? Hier, an dieser Stelle kamen fast 3.000 Menschen durch einen Terroranschlag ums Leben; schau ich mir das wirklich nur an, um nachher Selfies rumzeigen zu können? I was there?! Ich begreife das nicht. Ich „verlange“ ja auch nicht, dass jeder in Tränen ausbricht (tat ich auch nicht), aber einen gewissen Respekt könnte man schon zeigen.
Im Museum war die Stimmung dann doch etwas respektvoller, so im Großen und Ganzen. Es gibt sehr, sehr viel in diesem Museum zu sehen, zu lesen und zu hören. Ich habe nicht mal alles ansehen können, weil ich nach zwei Stunden dann doch am Ende meiner Aufnahmefähigkeit war. Das Museum zeigt zum einen Gegenstände, die bei den Aufräumarbeiten gefunden wurden, wie z. B. diesen Teil der Stahlfassade des Nordturms aus den Etagen, in denen das Flugzeug eingeschlagen war.
Auch andere Gegenstände zeigen die Wucht der Zerstörung.
Teil der Antenne des North Towers:
zerstörte Leiter eines Feuerwehrautos:
Ein großer Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit dem genauen Ablauf der Ereignisse. Was geschah in der Luft, wie reagierte man am Boden? Neben einem Zeitstrahl mit den Informationen gab es auch in diesem Teil sehr viele Gegenstände zu sehen, außerdem aufgezeichnete Telefonanrufe zu lesen (oder anzuhören), kurze Filme aus den Medien, auch ein Ausschnitt (glaube ich zumindest) aus der großartigen Doku der zwei französischen Filmemacher Jules und Gédéon Naudet (9/11, auf Deutsch heißt sie 11. September – Die letzten Stunden im World Trade Center), die zufällig zu dieser Zeit einen Dokumentarfilm über eine Einheit der New Yorker Feuerwehr (FDNY) drehten und somit live beim Einsatz mit dabei waren. Gerade die Telefonanrufe (u.a. auch einer von einer Flugbegleiterin, die heimlich bei der Notrufzentrale angerufen hat) waren schon sehr bewegend. Aber was mich – erneut – einfach am tiefsten beeindruckt hat, das war das, was die Feuerwehr und all die weiteren Helfer geleistet haben. Ich habe einen sehr großen Respekt vor diesem Einsatz und verstehe die tiefe Dankbarkeit, die viele New Yorker gegenüber ihnen empfinden müssen. Ich wollte auch so gerne ein T-Shirt der FDNY kaufen, aber es gab leider keine „Girlie-Shirts“ (ich trage keine untaillierten T-Shirts (mehr)), so musste ich auf ein NYPD-Shirt und ein FDNY-Cap ausweichen:
Es gibt dann außerdem noch einen Teil der Ausstellung, der sich ganz der Erinnerung an die Opfer widmet. Diesem konnte ich dann nicht mehr so viel Zeit widmen; theoretisch hätte man Informationen zu allen Opfern ansehen können (Videoinstallation), aber ich habe nur ein paar wenige angesehen.
Sehr schön fand ich die Idee zu diesem Kunstwerk, das die Farben des Himmels an diesem Tag darstellen soll:
Ich finde, das Museum ist sehr gut gelungen, es informiert und bewegt. Vielleicht ist es nur ein bisschen zu groß geworden – gerade für nachfolgende Generationen, die dieses Ereignis nicht miterlebt haben, mag der Input etwas zu groß sein.
Für mich waren das aber ein paar bewegende, nachdenklich stimmende Stunden, gemischt mit einer Dankbarkeit an diejenigen, die dazu beigetragen haben, dass doch viele auch noch gerettet werden konnten.
Leider ist unsere Welt seitdem immer unsicherer geworden – und nicht nur der Westen muss sich vor Terrorismus fürchten. Millionen von Menschen fliehen vor dem Terror des IS, ein Ende scheint nicht in Sicht…










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